Über 90 Prozent der Teilzeitbeschäftigten der Gemeinde Rastede sind Frauen, in den höheren Besoldungsgruppen sind sie kaum vertreten. Der aktuelle Gleichstellungsplan strebt u.a. einen Abbau der Unterrepräsentanz an.
Von Britta Lübbers
Frauen arbeiten überwiegend im pädagogischen Bereich, die große Mehrheit der Teilzeiterwerbstätigen sind Frauen, in hohen Entgeltgruppen dominieren Männer: Dies ist die Situation auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt, und auch bei der Gemeinde Rastede sieht es nicht anders aus. Auf der Ratssitzung gestern in Delfshausen stellte Rastedes Gleichstellungsbeauftragte Anke Wilken die aktuellen Zahlen vor und erläuterte zugleich Maßnahmen gegen die Unterrepräsentanz beider Geschlechter in bestimmten Berufsbereichen.
In Rastede stehen 33,33 Beamtinnen 66,66 Beamten gegenüber. Von den 127 Tarifbeschäftigten (ohne Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes) sind 69 weiblich und 58 männlich. Von den weiblichen Beschäftigten arbeiten 46 in Teilzeit (66,66 Prozent), bei den 58 Männern sind es neun (15,51 Prozent). In der höchsten Besoldungsgruppe A13 gibt es keine Beamtin, in der niedrigen Gruppe A9 keinen Beamten.
Am Stichtag (31.12.2017) beschäftigte die Gemeinde Rastede insgesamt 217 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Frauenanteil betrug mit 152 Beschäftigten 70,5 Prozent. Von den Teilzeitbeschäftigten sind 91,17 Prozent weiblich. Lediglich 38,63 Prozent der Vollzeitkräfte sind Frauen. „Bedingt wohl durch familiäre Rollenverteilungen, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen ist eine Beschäftigung in Teilzeit nicht nur kommunal, sondern auch gesamtgesellschaftlich nach wie vor weiblich dominiert“, folgerte Anke Wilken. Im pädagogischen Bereich arbeiten bei der Gemeinde Rastede 94 Prozent Frauen und sechs Prozent Männer.
Der jetzt bis 2020 fortgeschriebene Gleichstellungsplan strebt laut Wilken einen Abbau der Unterrepräsentanz von beiden Geschlechtern sowie familienfreundliche Arbeitsbedingungen für beide Geschlechter an.
So sollen Stellenausschreibungen grundsätzlich geschlechterneutral verfasst werden. Abhängig von der Bewerbungslage sowie der Eignung der Bewerberinnen und Bewerber sollen mögliche Teilzeitmodelle mitgedacht werden. „Insbesondere in den weiblich dominierten pädagogischen Arbeitsfeldern wird geprüft, ob ein existenzsicherndes, entfristetes Beschäftigungsverhältnis angeboten werden kann“, sagte Anke Wilken. „Ziel ist es, sowohl Kinderarmut insbesondere von alleinerziehenden Erwerbstätigen als auch Altersarmut in Folge von Teilzeitbeschäftigung vorzubeugen.“ In der internen wie externen Kommunikation werde sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern als Selbstverständlichkeit angestrebt, so Wilken weiter. Durch flexible Arbeitszeitmodelle sollen individuelle Arbeits- und Lebenskonzepte berücksichtigt werden, dies gelte auch für interne Sitzungen und Besprechungstermine. „Bei Organisationsproblemen, zum Beispiel durch Pflege von Angehörigen, ist die Gemeinde bemüht, gemeinsame Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln“, erklärte Wilken. „Beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit werden Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrer von der Gemeinde unterstützt.“
„Wir nehmen das Thema ernst“, betonte Jöran Gertje (SPD). „Freigewordene Stellen im gehobenen Dienst müssen bei gleicher Qualifikation mit Frauen besetzt werden.“ Was die Maßnahmen des Gleichstellungsplans betrifft, hätte sich die SPD an einigen Stellen konkretere Vorschläge gewünscht. „Langfristige Erfolge erreichen wir nur durch ein regelmäßiges Controlling“, unterstrich Gertje.
Eckhard Roese (Grüne) hob hervor, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern über eine formale Betrachtung hinausgehen müsse. „Es geht nicht nur darum, eine Quote zu erfüllen. Gleichstellung muss ein verinnerlichtes selbstverständliches Miteinander werden, getragen von Wertschätzung und Empathie.“
Diesen Artikel drucken