Der Landkreis Ammerland will nun doch im geplanten Landschaftsschutzgebiet Hankhauser Moor Torf abbauen lassen. Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit der Torfindustrie. Im Rasteder Bauausschuss blieb gestern offen, ob sich die Gemeinde dem Vorschlag anschließt.
Von Britta Lübbers
Bereits 2011 hatte die Deutsche Torfgesellschaft (DTG) eine Voranfrage auf Torfabbau beim Landkreis eingereicht, die Kreisverwaltung lehnte ab. Seitdem läuft ein Klageverfahren. Auch die Gemeinde Rastede hatte sich in der Vergangenheit klar gegen den Torfabbau im Hankhauser Moor positioniert. Nun rudert der Landkreis zurück. Zwar wird am Landschaftsschutzgebiet in Hankhausen festgehalten, doch soll hier – anders als geplant – nun doch Torf abgebaut werden können. Denn der Rechtsstreit könnte auch verloren werden, befürchtet der Landkreis.
In einem zwischen den Beteiligten entwickelten Kompromiss einigte man sich darauf, der DTG rund 100 Hektar Fläche (statt der zum Schluss beantragten 220 Hektar) zu überlassen. Gestern stellten Kreisverwaltungsdirektor Dr. Thomas Jürgens und der Leiter des Amts für Umwelt und Wasserwirtschaft, Jan Hobbiebrunken, die Vorschläge dem Rasteder Ausschuss für Bau, Planung, Umwelt und Straßen vor.
Ursprünglich sollten rund 545 Hektar Moorfläche als Schutzgebiet ausgewiesen werden. Die DTG führt an, dass ein vollständiges Torfabbauverbot aber nicht zu erreichen sei, da sie Eignerin von Flächen im Hankhauser Moor ist. „Ein völliger Ausschluss von Torfabbau ist nicht zu halten“, erklärte auch Thomas Jürgens vor dem Ausschuss. „Aber wir können verschiedene Wege gehen und für einen Dialog werben, um möglichst viel für die Natur hinzubekommen.“
Der Ausbau soll nur in der Mitte des Gebiets zulässig sein und abschnittsweise erfolgen, führte Jan Hobbiebrunken aus. „Bereits nach einem Jahr würden wir in die Renaturierung gehen.“ Die befürchtete Seenlandschaft werde es nicht geben, stattdessen soll ein Schwingrasen entstehen, eine Pflanzendecke, die von unten aufgeschwemmt wird. „Wir können nur weitermachen, wenn wir die Gemeinde Rastede bei uns haben, uns geht es darum, Sie mitzunehmen“, warb Thomas Jürgens für den Kompromiss. Der konkrete Abbauantrag müsse erst noch entwickelt werden, fügte er hinzu. Für den Landkreis sei aber klar: „Es muss Zonen geben, wo der Abbau möglich ist, allerdings unter besten Voraussetzungen.“ So soll auch gesichert sein, dass das Grundwasser nicht abgesenkt wird.
„Und wenn wir nein sagen?“, wollte Rüdiger Kramer (SPD) wissen. Dann bestünde die Gefahr, dass der deutlich weitergehende Antrag der DTG bewilligt wird, antwortete Jürgens. Aber die Zweifel der Ausschussmitglieder waren mit Händen zu greifen. Gerd Langhorst (Grüne) fand es nicht nachvollziehbar, dass die DTG im Tauschverfahren Zugriff auf Flächen erhalten soll, die für den Abbau besser geeignet sind als ihre eigenen. „Eigentumsrecht gilt doch nur für die Fläche, die ich besitze“, führte er an. Auch glaubt er, dass das neue LROP den Torfabbau eher schwächt und nicht begünstigt. „Seit wann ist bekannt, dass die DTG dort Eigentum hat?“, fragte Theo Meyer (UWG), doch hier musste Jürgens passen: „Das weiß ich nicht.“
Nach der Sommerpause wird das Thema erneut in den Rasteder Gremien beraten.
Lesen Sie den ausführlichen Text in der nächsten rasteder rundschau.
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