Flüchtlinge in Rastede werden künftig bei ihrer Ankunft von Integrationslotsen begleitet
Von Britta Lübbers
Im Februar hatte die Gemeinde Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die Flüchtlingen in Rastede das Einleben erleichtern wollten. Die Resonanz auf den Info-Abend war überwältigend. Doch schon bei der Einweihung des Willkommenscafés kurze Zeit später in den Räumen des DRK gab es erste Kritik. Besucher äußerten, dass sie sich mit ihrem Wunsch zu helfen allein gelassen fühlten.
Im August haben sich Verwaltung, Ratsmitglieder und Ehrenamtliche zusammengesetzt und einen Fahrplan erarbeitet, der jetzt in einem Pressegespräch von Bürgermeister Dieter von Essen, Fachbereichsleiter Fritz Sundermann und den Koordinatorinnen der Helfer, Andrea von Schele und Marie-Luise Felber, erläutert wurde.
„Sobald die Gemeinde weitere Flüchtlinge aufnimmt, werden die Koordinatorinnen über deren Eintreffen benachrichtigt“, sagte Fritz Sundermann. „Sie informieren dann die Integrationslotsen, die – wenn dies gewünscht ist – den Flüchtlingen zur Seite stehen.“ Im September endet der erste Integrationslotsenkurs des Landkreises Ammerland und der Kreisvolkshochschule (KVHS) in Rastede. Die zehn Lotsen sollen Ansprechpartner für die Flüchtlinge sein und bei Bedarf auch Kontakte zu anderen Helfern herstellen. Die Neuankömmlinge werden am Ankunftstag zu den von der Gemeinde eingerichteten Wohnungen begleitet. „Die Helfer informieren über alle wichtige Einrichtungen in der Umgebung, von Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Schulen und Kindergärten, und verweisen auch auf Treffpunkte wie die Speisekammer und das Willkommenscafé“, erklärte Sundermann. Unterstützt werden die Lotsen von ehrenamtlichen Dolmetschern. „Aktive Nachbarschaftshilfe“, nennt Andrea von Schele diese Art des Beistands.
„Wir hatten anfangs mehr Helfer als Personen, die Hilfe brauchten“, antwortete sie auf die Frage, warum der erste Elan zumindest dem äußeren Anschein nach so bald verpuffte. „Es gab immer gute Interaktionen“, sagte sie. „Diese Art von Unterstützung braucht Zeit.“ Sie verwies auf bereits bestehende Gruppen, die gut funktionierten, z.B. die Fahrradgruppe und Aktivitäten in Sportvereinen.
Die bisherige Aufnahmequote für Rastede beträgt 180 Personen, sagte Bürgermeister Dieter von Essen. „Es ist sicher, dass die neue Quote höher ausfallen wird.“ Noch könne die Gemeinde alle Zuwanderer in dezentralen Wohnungen unterbringen, aber der Bedarf werde wachsen, so von Essen. Auch hier sei man auf die Zusammenarbeit mit den Bürgern angewiesen.
Der Großteil der Flüchtlinge in Rastede kommt aus den Balkanstaaten. Ihre Aussicht, Asyl zu erhalten, ist nach geltender Gesetzeslage gering. Dennoch leben viele von ihnen schon mehr als ein Jahr im Ammerland, wie Andrea von Schele weiß. Ihr Statement dazu ist eindeutig. „Für uns steht nicht zur Debatte, ob sie dauerhaft bleiben. Sie wollen ein normales Leben, und das steht ihnen zu.“
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