Bei den Bauarbeiten für die neue Sportanlage am Köttersweg sind Arbeiter auf rund 500 römische Goldmünzen gestoßen. Wie es jetzt weitergeht, weiß niemand. Nur eins steht fest: „Die Geschichte der Region muss umgeschrieben werden“, sagt die Oldenburgische Landschaft.
Von Britta Lübbers
Die Münzen wurden im Erdaushub eines Baggers entdeckt. Sie umfassen rund 500 Aurei (ein Aureus ist eine 8,19 Gramm schwere Goldmünze) und stellen einen enormen Wert dar.
„Wir konnten erste Geldstücke sehr schnell identifizieren“, teilt das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege mit und spricht von einer Sensation. Die Oldenburgische Landschaft hat den Fund in einer spontanen Stellungnahme mit dem Trierer Goldmünzenschatz verglichen, der 1993 – ebenfalls bei Bauarbeiten – gehoben worden war.
Ob es sich bei den in Rastede entdeckten Münzen um privaten Besitz oder um staatliches Geld handelt, ist noch unklar. Bereits untersuchte Prägungen deuten darauf hin, dass der Schatz aus den Jahren zwischen 193 bis 196 n. Chr. stammt. „Wenn sich die Zahlen bestätigen, könnte der Fund mit dem Bürgerkrieg zwischen Kaiser Septimius Severus und seinem Konkurrenten Clodius Albinus zusammenhängen“, erklärt Prof. Dr. Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg.
„Dieser Fund ist sensationell“, meint auch Thomas Kossendey, Präsident der Oldenburgischen Landschaft. Archäologen und Historiker würden nun mit Hochdruck prüfen, ob die Historie Norddeutschlands neu geschrieben werden müsse.
Die Mehrheitsfraktion im Gemeinderat erklärt in einer Pressemitteilung, der Schatz beweise eindrücklich, dass Globalisierung kein Phänomen der Gegenwart sei und schlug vor, den Köttersweg in Römerweg umzubennnen. Grüne und SPD sind dagegen. „Lokale Identität ist ein hohes Gut, das sollten wir durch internationalisierte Namensspielchen nicht unterwandern“, sagt Sabine Eyting (Grüne).
Die Residenzort Rastede GmbH regt an, je nach Erkenntnislage die Aufstellung eines Kaisersockels mit Standbild vor dem Palais Rastede ins Auge zu fassen. „Ich war schon nicht dafür, die in Oldenburg abgelehnte Reiterstatue von Graf Anton Günther hierher zu schaffen. Einen Kaiser vor dem Palais? Das finde ich absurd. Der Feudalismus ist vorbei“, sagt hingegen Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben.
Nicht ganz so begeistert über die Konsequenzen aus dem Fund klingt Bürgermeister Dieter von Essen. „Wir wissen nicht, wie es mit dem Platz weitergeht. Es wird sehr ausführliche Untersuchungen geben, das Gelände wird auf unabsehbare Zeit für Bauarbeiten gesperrt sein.“
Das heißt für den FC Rastede, er muss zunächst an der Mühlenstraße bleiben. Löwenwirt Werner Philipp hat vorsorglich in die Gefriertruhe des Vereinslokals geschaut. „Münzen liegen da nicht drin“, scherzt er. „Aber ich habe noch jede Menge Bratwürstchen, die reichen locker bis zum Herbst 2016.“ Zumindest die Verpflegung der Sportler ist also gesichert.
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