Zähneknirschend bewilligte der Gemeinderat gestern auf seiner Sitzung in Delfshausen das auf 12,7 Millionen Euro gestiegene Gesamtvolumen für die Freibadsanierung. Die Wiedereröffnung soll Mitte Mai stattfinden.
Von Britta Lübbers
Geplant war, dass das Rasteder Freibad nach grundlegender Sanierung im Mai dieses Jahres hätte aufmachen sollen. Doch der Zeitplan verzögerte sich, u.a. schlechte Witterung und Lieferengpässe wurden zu Preistreibern. Jetzt steht ein neuer Termin: Im kommenden Frühjahr soll das runderneuerte Bad öffnen. Aber die Kosten sind erheblich: Ca. 12,7 Millionen Euro beträgt das Gesamtvolumen. Der Eigenanteil der Gemeinde beläuft sich auf knapp 9,5 Millionen Euro (2022 ging die Verwaltung noch von einem Eigenanteil in Höhe von 6,5 Millionen Euro aus). Der Differenzbetrag wird durch Mittelverschiebungen im Haushalt aufgebracht. Die Ratsmitglieder stimmten dem Beschlussvorschlag zwar geschlossen zu, äußerten aber deutliche Kritik an der Rasanz der Kostenvermehrung.
Die Verwaltung hatte in ihrer Sitzungsvorlage noch einmal den Ablauf des in Zeit- und Geldnot geratenen Projekts dargestellt. 2018 hatte der Rat beschlossen, das in die Jahre gekommene Freibad mit Bundesfördermitteln zu sanieren. Rund 3,2 Millionen Euro hatte der Bund in Aussicht gestellt. Die Arbeit indes ging nur schleppend voran, immer wieder meldeten die beteiligten Gewerke, in Verzug zu sein, was die Kosten noch mehr in die Höhe trieb. „Außerdem haben zusätzliche, im Vorfeld nicht erkennbare Arbeiten weitere Kosten verursacht. Ob und inwieweit diese letztlich von der Gemeinde zu tragen sind, bleibt einer gesonderten rechtlichen Prüfung vorbehalten“, heißt es in der Vorlage.
Zu den Mittelverschiebungen, mit denen die Geldlücke ausgeglichen wird, gehören z.B. Planungskosten bei den Feuerwehren Hahn und Ipwege, beim Kindergarten Kleibrok und dem Palais.
Das sagt die Politik
„Dies ist die größte Kostenexplosion in der Geschichte der Gemeinde Rastede“, erklärte Evelyn Fisbeck (FDP). In einer Zeit, da im Rahmen der Haushaltskonsolidierung jede Summe hinterfragt werde, falle es schwer, „diesen Punkt einfach nur abzunicken“. Zugleich seien Schwimmbäder wichtig, ja, schwimmen zu lernen, könne Leben retten, deshalb werde sie trotz Bedenken zustimmen, so die Ratsfrau. Nachdenklich stimme sie aber, dass die Sanierung des Hallenbads nun wohl in weite Ferne gerückt sei. Vor diesem Hintergrund frage sie sich, ob ein Kombi-Bad nicht doch die bessere Lösung gewesen wäre.
Tim Kammer (CDU) hielt die Kostensteigerung ebenfalls für äußerst problematisch und ärgerte sich darüber, „dass uns ein aktueller Überblick seit einem halben Jahr verweigert wird“. Kammer sprach von einem „finanziellen Desaster“, das detailliert aufgearbeitet werden müsse. „Die CDU stimmt mangels Alternativen zu.“
Auch die Mehrheitsgruppe sei nicht begeistert, sagte Monika Sager-Gertje (SPD). „Aber was wäre die Alternative gewesen, nachdem alles abgerissen wurde?“ Neben den massiven Kostensteigerungen im Baugewerbe machte sie auch Fehler der Bauleitung für den Preisanstieg geltend. „Keiner hatte den Hut auf, das ist schlecht.“ Sie plädierte dafür, die Ausführung öffentlicher Bauvorhaben künftig besser zu bündeln.
Timo Merten (parteilos) beklagte die aus seiner Sicht mangelhafte Transparenz.
„Dies Projekt macht niemandem Freude“, erwiderte Bürgermeister Lars Krause. Es sei aber von der Politik intensiv diskutiert worden.
Jan Hoffmann (Grüne) schlug vor, nach der Eröffnung des Freibads die Fehler bei der Sanierung „mit Externen aufzuarbeiten“.
Dieter Ahlers (CDU) fragte, wieviel Geld die Bürokratie verschlungen habe. „Tausend Seiten Papier und keine Fliese an der Wand“, lautete sein Resümee. Es sei schlimm, wie Vorgaben vom Bund und aus Brüssel Bauprojekte in den Kommunen beeinträchtigten.
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