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„Mit allen Sinnen habe ich aufgenommen“

Die Vielkönnerin: Werke von Ruth Schmidt Stockhausen im Palais Rastede

Von Britta Lübbers

Eigentlich wollte sie Kunstreiterin werden, aber eine Hüfterkrankung machte den Traum zunichte. Vielleicht hätte sie in diesem Metier ebenso beeindruckt, wie sie es durch ihr Malen, Zeichnen und Bildhauern vermochte. Ruth Schmidt Stockhausen (1922-2014) war eine vielfach begabte und vielfach ausgestellte Künstlerin. Sie war firm in Öl und Bleistift, sie beherrschte Grafik und Leinwand, sie formte in Stein, Beton und Aluminium. Jetzt hat der Kunst- und Kulturkreis Rastede (KKR) gemeinsam mit der Ruth Schmidt Stockhausen-Stiftung eine Retrospektive realisiert, die gestern eröffnet wurde und noch bis zum 19. Mai zu sehen ist.

Ein Inselkind

Eine Retrospektive sei ja eine Gesamtschau, erklärte der Stiftungsvorsitzende und Sohn der Künstlerin, Prof. Dr. Klaus Hentschel, der zur Ausstellungseröffnung nach Rastede gekommen war. Der schiere Umfang der Werke lasse eine Gesamtpräsentation in diesem Fall allerdings nicht zu. „Wir zeigen hier 80 Bilder und Plastiken von Ruth Schmidt Stockhausen, das sind 1,5 Prozent ihres Werks.“ Die gegenwärtig zusammengestellte Werkschau umfasse bereits jetzt rund 4860 Arbeiten.

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Susanne Augat, Leiterin des Kunsthauses Leer, hielt die Einführung

Ruth Schmidt Stockhausen sei ein Inselkind gewesen, erklärte Susanne Augat, Leiterin des Kunsthauses Leer, in ihrer Einführung. Geboren auf Norderney habe sie Möwenkreischen, Windgeflüster und das Spiel der Wellen tief in sich aufgenommen. Bereits als Siebenjährige habe sie gezeichnet, gemalt und Gedichte auswendig gelernt. 1944 erhielt sie ein Begabtenstipendium. Sie wurde Dozentin für freie Malerei u.a. in Bonn und an der Frankfurter Kunstschule Westend. Ihre Werke waren in über 300 Ausstellungen weltweit zu sehen.

Ewigkeitsatem

Vom Konkreten wandte sie sich mehr und mehr dem Abstrakten zu. Steine, Bäume und Gewässer übersetzte sie in poetische Malerei. Sie arbeitete auch Stoffliches in ihre Bilder ein, zerriebene Blüten aus ihrem Garten, Fasern und Schnüre, und immer wieder Sand. So entstanden grobkörnige Oberflächen, die den Blick magisch anziehen. „Sie wollte den Wesenskern dessen zeigen, was sie sah“, sagte Susanne Augat.

Aus Sehnsucht nach der Nordsee zog Ruth Schmidt Stockhausen 1983 in die Nähe von Dornum in Ostfriesland. In den Prielen und Schattierungen des Wattenmeers, in windzerrissenen Wolken und dem Wechselspiel des Lichts fand sie einen unerschöpflichen Motivschatz.

„Mit allen Sinnen habe ich aufgenommen. Alles Erlebte prägte sich ein (…). Es kommt und geht wie Ebbe und Flut. Ich führe nur aus“, beschrieb Ruth Schmidt Stockhausen ihr Schaffen, zu dem auch das Dichten zählte. In der Ausstellung sind Verse aus dem Zyklus „Strandwanderung“ zu lesen: „Wenn du mich triffst / sprich leise. Lausche dem Raunen der Steine / (…). Atem der Stille / Ewigkeitsatem“.

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Der Lautenbauer und Lautenspieler Marcus Wesche begleitete die Ausstellungseröffnung musikalisch

Lesen Sie den ausführlichen Artikel in der nächsten rasteder rundschau.