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Palais soll samt Marstall saniert werden

Anders als die Verwaltung vorgeschlagen hatte, sollen bei der anstehenden Palais-Sanierung auch der kleine Marstall und die Schmiede von vornherein berücksichtigt werden. Die Mehrheitsgruppe brachte gestern ihren Antrag im Kulturausschuss durch. Nun muss dem Konzept noch der Gemeinderat zustimmen.

Von Britta Lübbers

Nun endlich, möchte man ausrufen. Lange lagen die Pläne auf Eis, das Gebäude befand sich im Dornröschenschlaf. Nach Jahren der Vorplanung kommt jetzt Bewegung in die Sanierung des historischen Ensembles. Der Kultur- und Sportausschuss stimmte gestern für das vorgestellte Konzept – mit einer Ausnahme. Die Mehrheitsgruppe brachte ihren Änderungsantrag durch. Demnach sollen auch der kleine Marstall und die Schmiede von Beginn an bei der Sanierung berücksichtigt werden. Die Verwaltung hatte die Arbeiten an diesen Gebäuden zunächst schieben wollen. Grund ist die ungeklärte Frage, wo die dort lagernden Gartengeräte untergebracht werden können.
Geschäftsbereichsleiterin Sabine Meyer führte in ihrem Vortrag in groben Zügen durch die wechselvolle Geschichte der denkmalgeschützten Anlage. 1822 hatte Herzog Peter Friedrich Ludwig das Palais erworben, um es als Prinzenpalais herrichten zu lassen. Das ursprünglich klassizistische Gebäude wurde 1882 im historistischen Stil umgebaut. Heute gilt es als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler im Oldenburger Land. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte es kanadische Soldaten und Vertriebene. In den 1970er Jahre pachtete die Gemeinde das Palais, das sie 2018 kaufte. Inhaltlich bespielt wird das Gebäude durch den Kunst- und Kulturkreis Rastede (KKR), das Theater Orlando und die Residenzort Rastede GmbH. Auch finden hier Trauungen statt.

Denkmalschutz setzt Grenzen

„Das Palais ist etwas Besonderes, und wir möchten etwas Besonderes daraus machen“, bilanzierte Sabine Meyer. Allerdings setze der Denkmalschutz der Renovierung enge Grenzen. Gleichwohl solle es nun vorangehen. Sowohl der Bund als auch das Land als Fördermittelgeber haben die Gemeinde darauf hingewiesen, dass das Konzept bis Ende 2024 vorliegen muss, damit die zugesagten Zuschüsse nicht entfallen.
Grundüberlegungen zur Sanierung existieren bereits seit vier Jahren. Es war der damalige Projektentwickler Dr. Friedrich Scheele, der erste Pläne vorgelegt und eine Millionen-Förderung eingeworben hatte. Doch Scheele ging, Corona kam, das Projekt geriet ins Stocken. Dass der nun erfolgte Aufschlag jedoch keinen zügigen Maßnahmenbeginn nach sich zieht, machte Sabine Meyer ebenfalls deutlich. „Wir kommen in ein EU-weites Verfahren. Bevor wir richtig loslegen können, geht noch Zeit ins Land.“ Vor 2027 werde sich das Palais wohl nicht erneuert präsentieren.

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Die Torhäuser bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, sind aber vermietet. Wie es hier weitergeht, ist derzeit noch ungeklärt | Foto: Lübbers

Mit der Erstellung einer Grundsatzstudie hat die Gemeinde Rastede das Planungsbüro Angelis & Partner in Oldenburg beauftragt. Architektin Doreen Todtenhaupt skizzierte dem Ausschuss das Nutzungskonzept in Vorbereitung für den Fördermittelantrag. Im Erdgeschoss soll ein rund 35 Quadratmeter großer Raum eingerichtet werden. Dazu werden zwei Büros zusammengelegt. „Hier können kleinere Vorträge und Events stattfinden“, sagte Todtenhaupt. Im Nebengebäude soll es eine Cateringküche für angelieferte Speisen geben. Auf dem ehemaligen Wirtschaftshof kann eine Terrasse angelegt und im Sommer auch eine temporäre Außengastronomie angeboten werden. Geplant ist zudem eine neue, barrierefreie WC-Anlage sowie der ebenfalls barrierefreie Zugang zum Obergeschoss durch zwei Plattformlifte. Die Torhäuser und der Marstall könnten vielfältig genutzt werden, so Todtenhaupt weiter. Grundsätzlich sei es auch möglich, das Ensemble um einen rund 130 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal zu erweitern, der Platz für 100 bis 120 Personen bietet. Die Veranstaltungshalle gehört zu den Ursprungsplänen, inzwischen hat die Verwaltung sie verworfen.
Hinzu kommen umfangreiche Restaurierungsarbeiten, von den Dielenböden bis zum Dach, wie Lieve Runge, Leiterin der Abteilung Denkmalpflege bei Angelis & Partner, ergänzte. Der Anstrich müsse erneuert werden, ein großes Thema seien die Fenster, erklärte sie. Die Grundsubstanz sei aber in Ordnung. „An allen Gebäuden muss etwas gemacht werden, doch das ist handelbar.“ Allerdings sei ein energetisches Konzept nötig.
Die Gesamtkosten bezifferte Sabine Meyer auf rund 2,8 Millionen Euro, unter Berücksichtigung des Marstalls auf 3,2 Millionen Euro. Der Zuschuss vom Bund beträgt 1,44 Millionen Euro, vom Land gibt es 450.000 Euro, der Landkreis beteiligt sich mit 210.000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei 1,1 Millionen Euro.

Ankerpunkt für Entdeckungen

„Was passiert mit dem Gemeindearchiv?“, fragte Birgit Rowold (Grüne) im Anschluss an die Präsentation. „Heute wollen wir baulich starten, das Archiv ist der nächste Schritt“, antwortete Sabine Meyer.
Holger Piwowar, Geschäftsführer der Residenzort Rastede GmbH, lobte das Konzept. Es beinhalte die bestmögliche Nutzung eines ehemaligen Wohnhauses für Veranstaltungen. Die Sanierung werde dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad des Palais‘ zu erweitern und die Rasteder stärker an das Haus zu binden. Das Palais werde der Ankerpunkt für Entdeckungsreisen durch die Gemeinde und das Ammerland sein.
Rüdiger Kramer (SPD) stellte den Antrag für die Mehrheitsgruppe, den kleinen Marstall und die Schmiede gleich in die Sanierung miteinzubeziehen. „Es wird nicht günstiger, wenn wir es später machen“, sagte er.
Wolfgang Salhofen (CDU) zeigte sich zufrieden damit, „dass wir endlich anfangen“, vermisste aber ein Übergangskonzept. Carsten Helms (FDP) lobte „die ausgewogene Planung“ und auch den Einsatz von Friedrich Scheele in der Vergangenheit. Scheele sei „außerordentlich erfolgreich tätig gewesen“, so Helms, das könne man durchaus würdigend zur Kenntnis nehmen.
Bürgermeister Lars Krause warb dafür, die Sanierung ohne Marstall und Schmiede zu beginnen. „Mit dem jetzigen Konzept überfordern wir den Haushalt nicht und werden dennoch der Nutzbarkeit des Gebäudes gerecht.“ Doch die Mehrheitsgruppe brachte ihr Anliegen durch. Die CDU enthielt sich, weil sie angesichts der Haushaltslage dem Antrag nicht zustimmen wollte.
Einig waren sich Politik und Verwaltung darin, keine neue Veranstaltungshalle zu errichten. Ein entsprechender Antrag von SPD, UWG und Grünen wurde verabschiedet. Ein solches Projekt könne man nur in Zeiten hoher Einnahmen rechtfertigen, hatte Antragsteller Max Kruse (Grüne) angeführt.
„Gastronomen müssen ihr Angebot einschränken, weil sie kein Personal haben“, nannte Carsten Helms ein weiteres Argument. „Eine solche Halle passt nicht in diese Zeit. Wir sollten mit Steuergeldern keinen neuen Leerstand bauen.“