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Car-Sharing auch in Rastede?

Car-Sharing könnte ein Puzzlestein im Mobilitätskonzept für die Gemeinde Rastede sein. Doch es gibt Hürden für ein solches Angebot im ländlichen Raum.

Von Britta Lübbers

Die Zustimmung im Klima- und Umweltschutzausschuss für das Car-Sharing-Konzept fiel am Dienstag einhellig aus: Man besitzt ein Auto nicht selbst, sondern nutzt es mit anderen. Eigentümer ist ein Car-Sharing-Anbieter. „Wir sehen das positiv“, sagte Dierk von Essen (CDU), meinte seine Fraktion und brachte zugleich die Stimmung im Ausschuss auf den Punkt. Dass Gutheißen und Umsetzen aber nicht dasselbe ist, hatte vorab Klaus Göckler, Geschäftsführer von Cambio Carsharing Oldenburg, deutlich gemacht. Cambio habe durchaus Interesse am ländlichen Raum, sagte er. Allerdings müssten die Bedingungen stimmen.

Die Verwaltung hatte Göckler zu einem Info-Vortrag in den Fachausschuss eingeladen. Hintergrund ist das Klimaschutzkonzept für die Gemeinde Rastede, das 51 Prozent aller Treibhausemissionen dem Sektor Verkehr zuweist. Gegenmaßnahmen sind also unausweichlich. „Car-Sharing könnte zu einem ergänzenden Baustein für die Verkehrsverlagerung werden“, heißt es im Verwaltungsbericht. Zwar hätten sich in kleinen Städten und Gemeinden entsprechende Angebote bisher nicht durchsetzen können, vielleicht aber ließen sich Teillösungen finden.

Gut für das Klima

Cambio gibt es seit 1992 in Oldenburg mit inzwischen 36 Stationen und 93 Wagen. Kooperationen existieren u.a. mit Flensburg, Wilhelmshaven, Verden, Leer und Achim. „Wir möchten dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen mit möglichst wenig Autos mobil bleiben“, erklärte Klaus Göckler. Der positive Effekt auf das Klima sei eindeutig. „Ein Car-Sharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 20 private Pkw“, so Göckler mit Verweis auf eine Studie des Bundesverbands. Car-Sharing-Kundinnen und Kunden führen rund 30 Prozent häufiger Fahrrad und 70 Prozent weniger Auto als Nichtnutzer, erläuterte der Geschäftsführer. Auf dem Land hingegen erklärten mehr als 80 Prozent der Befragten, dass ein Auto für sie unverzichtbar sei. Im urbanen Bereich ist es also wesentlich einfacher, ein Car-Sharing-Angebot zu etablieren. Zielgruppe sind hier Menschen, die den Besitz eines Autos aus Imagegründen ablehnen, die im Schnitt nicht mehr als 12.000 Kilometer im Jahr mit dem Pkw zurücklegen, die sich umweltfreundlich bewegen und durch Car-Sharing flexibel sein möchten. In kleinen Städten und auf dem Land soll Car-Sharing oft den Zweitwagen ersetzen, berichtete Göckler.

Starke Partner

Gut sei es, wenn Kommune und Politik starke Partner hätten, um Car-Sharing umzusetzen, etwa die IHK, lokale Unternehmen und Bürgervereine. In Verden gebe es eine Kooperation zwischen Landkreis, Stadt und einer Energie-Agentur. In einer Kommune bei Bremen werde die Grundauslastung durch Mitarbeiterinnen des Ordnungsamts gewährleistet, nannte Göckler Beispiele. Wichtig sei vorab eine Analyse der Bedarfe. „Für ein Auto, das nicht genutzt wird, stehen wir nicht zur Verfügung.“ Rund 10.000 Euro netto als Jahresumsatz müssten in der Gemeinde Rastede garantiert sein, zwei Wagen seien zum Start denkbar. „Wir möchten das Risiko aber nicht alleine tragen.“

Bis zum Nordpol

„Wie weit kann man mit einem Cambio-Auto fahren?“, wollte Dieter Ahlers (CDU) wissen. „So weit Sie wollen, bis Spanien oder zum Nordpol“, sagte Göckler. Man habe durchaus auch Kunden mit einem hohen Kilometerverbrauch. Wer viel fahren möchte, sollte sich aber ein Auto aus dem offenen Pool in Oldenburg organisieren.

„Wer sind die typischen Kunden?“, fragte Christian Meyer-Hullmann (FDP). „Car-Sharing wird oft zum Einkaufen oder als Elterntaxi gebraucht. Meist geht es um eine stundenweise Nutzung“, antwortete Göckler.

„Car-Sharing ist kein Selbstläufer“, fasste Erster Gemeinderat Günther Henkel zusammen. Die Verwaltung wolle sich im Ammerland umsehen und mit möglichen Ankerpartnern ins Gespräch kommen.

„Wir sollten uns eine Strategie überlegen, damit es eine Chance hat“, meinte Monika Sager-Gertje (SPD).

„Wir könnten verschiedene Systeme vernetzen, zum Beispiel mit der ÖPNV-Anbindung“, schlug Sabine Eyting (Grüne) vor. Auch sie plädierte dafür, „sich für ein Gesamtkonzept auf den Weg zu machen“.