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Rasteder Rathaus gekapert

Am 11.11. haben erstmals in der Gemeindegeschichte Rasteder Narren das Rathaus besetzt. Bis zum Rosenmontag führt der Rasteder Carneval Club nun die Regie – zumindest symbolisch.

Von Britta Lübbers

Der Bürgermeister gibt den Rathausschlüssel ab, damit ist die gewohnte Ordnung außer Kraft gesetzt – der sogenannte Rathaussturm gehört zum Karneval wie Büttenreden und Funkenmariechen. Es ist ein symbolisches Aufbegehren gegen die Obrigkeit, eine Tradition, die vor allem in den Karnevalshochburgen der Republik gepflegt wird. Pünktlich zum Auftakt der fünften Jahreszeit am 11.11. um 11.11 Uhr übernehmen überall im Rheinland Närrinnen und Narren das Zepter. In Rastede aber war dieses launige Revoluzzertum bisher nicht zu erleben. Doch damit ist nun Schluss. Zum diesjährigen Karnevalsauftakt hat der Rasteder Carneval Club (RCC) die Rathausschlüssel von Bürgermeister Lars Krause eingefordert – und auch erhalten. „Bis zum Rosenmontag sind wir jetzt die Regierung von Rastede“, freut sich Silke Tiedt vom RCC. Die Verwaltung dürfe natürlich weiterarbeiten, fügt sie hinzu. Überhaupt sei das Ansinnen auf friedliche Übernahme ausgesprochen freundlich aufgenommen worden. „Der Bürgermeister war sehr offen.“

Dass es in Rastede eine Gruppe gibt, die hier den Karneval etablieren möchte, ist vielen kaum bekannt. Dabei wurde der RCC bereits vor drei Jahren gegründet. Mit der Rathausübernahme erhoffen sich die Mitglieder jetzt einen Popularitätsschub. „Wir freuen uns über alle, die bei uns mitmachen möchten, Erwachsene wie Kinder gleichermaßen“, sagt Silke Tiedt. Voraussetzungen brauche es nicht. „Hauptsache lustig“, bringt es die gebürtige Magdeburgerin auf den Punkt. Übrigens wurde auch in der DDR Karneval gefeiert, wie sie erzählt. Sie sei schon früh auf den Geschmack gekommen. Der Spaß am schelmischen Treiben habe sie seitdem nicht mehr losgelassen.

Hervorgegangen ist der Rasteder Carneval Club aus dem Karnevalverein Rot Blau Oldenburg, dem auch Silke Tiedt und ihr Sohn angehörten. Wegen Unstimmigkeiten stiegen sie aus. Ohne Karneval aber wollten sie nicht sein. So gründeten sie einen eigenen Club in Rastede, der sich demnächst als Verein konstituieren möchte. Dann will man auch verstärkt mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit gehen. Sieben Clubmitglieder gibt es derzeit, gerne sollen es mehr werden. „Wir sind eine sehr gesellige Truppe“, sagt Silke Tiedt. Einmal im Monat kommt man zusammen, plant Unternehmungen und trifft sich auch mit befreundeten Karnevalsgruppen aus anderen Städten wie Bremen, Bremerhaven, Varel und Wiefelstede. Kürzlich war der RCC beim Karnevalsverein Thale im Harz zu Gast. „Da wurde uns der sprichwörtliche rote Teppich ausgerollt, ganz toll war das“, schwärmt Tiedt.

Was schätzt sie besonders an Karnevalistinnen und Karnevalisten? „Wir sind wie eine große Familie.“ Ob beim Bier, beim Kaffee, in der Bütt oder beim Tanzen – immer habe man Spaß miteinander.

An einem der großen Rosenmontagsumzüge wird der RCC in diesem Jahr aber nicht teilnehmen, wie Silke Tiedt erklärt. „Da müssen wir doch die Rathausschlüssel wieder abgeben.“ Abgemacht ist abgemacht. Karneval stehe zwar für Aufmüpfigkeit, aber nicht für Anarchie.