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„Stillsitzen ist nicht mein Ding“

Der Lotse geht von Bord: Nach 34 Jahren im Vorstand des VfL Rastede wird sich Dirk Hillmer auf der Jahreshauptversammlung am 15. März nicht wieder zur Wahl stellen und den Sprecherposten abgeben

Von Britta Lübbers

Jetzt müssen es andere richten. Sein Nachfolger tritt ein großes Erbe an. Unter Dirk Hillmers Regie ist die Mitgliederzahl im Verein deutlich gestiegen, wurde das Angebot erweitert, das Sportforum gebaut, die Digitalisierung eingeführt und eine Flüchtlingsgruppe gegründet. Er hinterlässt ein gut bestelltes Feld. Einziger Wermutstropfen: Die zweite Sporthalle, die der VfL dringend braucht, wie Hillmer nicht müde wird zu betonen, konnte er nicht realisieren. Dass es doch noch klappt, das wünscht er dem Verein für die Zukunft.

Dirk Hillmer ist nicht nur Planer, Organisator und Veranstalter, er ist auch selbst leidenschaftlicher Sportler. Seit Ende der 1970er Jahre zieht er fünfmal die Woche im Frei- oder Hallenbad seine Runden. Durch den damaligen Schwimmmeister bekam er Kontakt zum VfL. „Komm mal mit zum Sport“, habe der gesagt. Hillmer kam mit und blieb – bis heute. 1988 wurde er von Übungsleiter Johann Lehners gefragt, ob er sich eine Mitarbeit im Vorstand vorstellen könne. Nachdem er sich mit seiner Familie abgestimmt hatte, sagte er zu. „Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet.“ Um eine gute Grundlage für die Vorstandsarbeit zu erhalten, absolvierte er einen Lehrgang beim Landessportbund in Hannover. Seine beiden Töchter waren inzwischen als Handballerinnen im VfL aktiv und wurden von Silke Brötje trainiert. Hillmer machte die Sportwissenschaftlerin, die gut vernetzt ist, zur Geschäftsführerin. „Damit war der VfL der erste Verein im Ammerland, der eine hauptamtliche Mitarbeiterin hatte“, erinnert er sich.

Es lag auf der Hand, dass sich der gelernte Bankkaufmann vor allem um das Vereinsvermögen und die Verwaltung kümmern sollte. Doch dabei blieb es nicht. Hillmer schob verschiedene Projekte an, darunter „Go Sports“, eine Aktion, um Kinder und Jugendliche für den Sport zu gewinnen. Auch „Natur aktiv erleben“ in Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen, Naturschutzverbänden, der Residenzort Rastede GmbH und dem NDR wurde ein Erfolg, rund 400 Menschen machten mit. Es war zudem eine super Werbung für den VfL, der im Lauf der Jahre von rund 1500 auf 2500 Mitglieder anwachsen sollte. „Den Verein im Gespräch halten“, nennt Hillmer die Erfolgsstrategie. Wichtig ist ihm auch die Flüchtlingsgruppe, die er vor sieben Jahren ins Leben rief. Afghanen, Iraner, Syrer und Afrikaner kamen beim VfL zum Sport zusammen. „Verständigt haben wir uns zunächst mit Händen und Füßen, aber es ging“, erzählt er. Die Gruppe existiert bis heute. Sport kann eine Brücke zwischen den Kulturen sein, davon ist Dirk Hillmer überzeugt.

Sein Bravourstück aber ist das Projekt Sportforum – „der absolute Höhepunkt meiner Vereinsarbeit“, wie er sagt. Immer mehr Mitglieder und ein starkes Angebot bestätigten ihn darin: Eine neue Halle muss her. Er setzte sich mit der Gemeinde in Verbindung, suchte sich Verbündete, warb Spenden ein – darunter einen 100.000 Euro-Zuschuss vom Landessportbund – und ließ sich auch nicht vom 20-prozentigen Eigenanteil abschrecken, den die Verwaltung zur Bedingung gemacht hatte. Den erwirtschaftete der VfL u.a. mit der Aktion „1 Euro für mich“. Jedes Mitglied erhöhte seinen Vereinsbeitrag um einen Euro. Alle machten mit, die Rechnung ging auf. Rechtzeitig zum 150-jährigen Vereinsjubiläum 2009 war das Sportforum fertig. Zur Einweihung gab es einen großen Bahnhof, auch der damalige Innen- und Sportminister Uwe Schünemann nahm an der Feier teil.

Doch will der scheidende Vorstandssprecher die Lorbeeren aus seinem Engagement nicht für sich alleine einstreichen. Ohne seine unermüdlichen Weggefährten hätte er das alles nicht leisten können, betont er. „Ich habe die Aufgaben nie ohne andere erledigt. Ich hatte immer ein starkes und loyales Team um mich.“

Dirk Hillmer gibt zwar sein Amt, aber nicht den Sport auf. Und auch den Flüchtlingssport möchte er fortführen. Denn: „Es sind die Begegnungen mit den Menschen, die das Vereinsleben lebenswert machen.“

Lesen Sie den ausführlichen Beitrag in der nächsten rasteder rundschau.