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Virtuell eine Königin einkleiden

Seit heute ist das Palais Rastede online begehbar. Zur Eröffnung des vielseitigen Formats wurden auch die Arbeiten von KGS-Schülern gezeigt. Ihre Ideen sind Teil des Projekts.

Von Britta Lübbers

Da steht es hinter Glas und ist richtig gut getroffen: das Palais Rastede aus Pappe und Styropor. Man sieht ihm sein würdevolles Alter an, die nostalgische Schönheit des Gebäudes ist präzise herausgearbeitet. Das Modell-Ensemble ist eine von zahlreichen Schülerarbeiten, die noch bis zum 27. November im Palais ausgestellt sind. Heute Mittag wurde die Schau in einer Feierstunde eröffnet. Musik am Keyboard machte Justus Koch. Es war zugleich der Startschuss für den Online-Auftritt des historischen Hauses. Ab sofort ist es samt seiner Geschichte auch vom heimischen Sofa aus zu erkunden. Ein 360-Grad-Spaziergang macht es möglich. Angereichert ist der Bummel durch Videos, interaktive Spiele und Hörtexte. Ein Klick – und man ist mittendrin.

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Sie haben das Palais in Pappe und Styropor nachgebaut: (v.l.) Pauline, Leonie, Eske und Maira | Foto: Lübbers

„Wir haben uns das Palais-Gebäude angeschaut und dann beim zweiten Blick die vielen architektonischen Details entdeckt“, erzählen Pauline, Leonie, Eske und Maira. Ihr Interesse war geweckt. Gemeinsam bauten sie das bedeutende Kulturdenkmal nach. Sie maßen und schnitten, klebten und passten an. Die vier jungen Frauen gehören zu den drei Oberstufen-Kunstkursen, die die Aufgabe hatten, das Palais-Ensemble und die Geschichte Rastedes künstlerisch darzustellen und die jeweilige Arbeit in das Online-Projekt zu integrieren. Als Grundlage diente ihnen die Dauerausstellung „Rastede eine Sommerresidenz“. Der Auftrag war bewusst sehr offen gewählt, so dass es viele Optionen für die Umsetzung gab. Entsprechend bunt ist die Ausstellung, die die Schüler-Ideen, ihre Storyboards, Skizzen und Ergebnisse präsentiert.

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Acryl auf Stoff: das Palais als T-Shirt | Foto: Lübbers

Das Online-Projekt ist eine Kooperation des Kunst- und Kulturkreises Rastede (KKR) mit der Agentur „Die InformationsGesellschaft“ aus Bremen. Initiiert wurde es noch von der ehemaligen Palais-Leiterin Dr. Claudia Thoben, die 2021 überraschend verstorben war. Sie hatte auch die 50.000 Euro Fördermittel für die Umsetzung eingeworben. Die Regie über Planung und Ausführung hatte jetzt Birgit Denizel, die seit dem Sommer auch für die kulturhistorische Vermarktung der Gemeinde zuständig ist.

Einfach toll!

„So viele junge Gäste haben wir lange nicht mehr gehabt“, freute sich der KKR-Vorsitzende Siegfried Chmielewski, der die Eröffnungsrede hielt. Die Schülerarbeiten zeigten die überraschende Vielfalt der Gegenwartskunst. Die Werke seien nicht nur gelungen – „einfach toll!“ – sondern machten auch deutlich, dass Kunst noch immer mit Augen und Händen entstehe und nicht nur das Ergebnis bloßer Rechenleistung sei, sagte Chmielewski.

Bürgermeister Lars Krause, der in seiner Funktion als kommissarischer Geschäftsführer der Residenzort Rastede GmbH sprach, betonte den großen Mehrwert, den das Palais für die Gemeinde und die Region besitzt. Er dankte auch den Kunstlehrerinnen, die das Projekt in den Lehrplan aufgenommen haben. Krause wies zudem darauf hin, dass das Format allen Interessierten zur Verfügung stehe. „Es kann kreativ genutzt werden“, lud er zum Mitmachen ein.

Auch der Geschäftsführer der InformationsGesellschaft, Jörg Engster, erklärte, seine Agentur stelle das Werkzeug zum Weiterarbeiten bereit. „Dieser Auftritt soll nicht statisch bleiben, sondern sich verändern.“ Engster zeigte Beispiele aus dem Palais-Rundgang. So können jüngere Gäste zum Beispiel die Büste von Graf Anton Günther wieder zusammensetzen, die heruntergefallen und in verschiedene Teile zersprungen ist. Und es besteht die Möglichkeit, Amalie von Oldenburg, die spätere Königin von Griechenland, neu einzukleiden.

Die KGS-Schülerin Amelie Neubert sagte, der offene Arbeitsauftrag und der knappe Zeitrahmen – erst nach den Sommerferien ging es los – seien eine Herausforderung gewesen. Doch alles, was entstanden sei, könne sich sehen lassen.

Birgit Denizel machte in ihrer Rede besonders auf eine Video-Arbeit aufmerksam. Sie heißt „Home“ und widmet sich der Pflanzenwelt des Palaisgartens. Plötzlich gibt es einen Bruch im Film, und dann geht es um die Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen auf die Vegetation. „Aktueller kann eine Ausstellung nicht sein“, so Denizel.

Zum Schluss hatte sie noch eine feine Überraschung für die Gäste: Die Rasteder Konditorei Melea Cakedesign hatte eine Torte in Palais-Form gezaubert. Eine Meisterleistung zum Anbeißen.