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Gefahr für sensible Natur

Eine Bürgerinitiative will den Windpark im Ipwegermoor verhindern. Die Moorlandschaft sei ein wichtiger CO2-Speicher und müsse geschützt werden, so die Mitglieder.

Von Britta Lübbers

Eines stellt Christoph Schmidt von der Bürgerinitiative (BI) Rastede-Ipwegermoor gleich zu Beginn des Gesprächs klar: „Wir sind nicht gegen Windkraft!“ Im Gegenteil. Regenerative Energien seien unerlässlich für den Umwelt- und Naturschutz. Aber das seien die Moore auch, fügt Schmidt hinzu. Und in Bezug auf das Standortkonzept für Windenergie in der Gemeinde Rastede sieht er hier einen klaffenden Widerspruch. Man könne nicht einerseits durch Windenergie Klimaschutz betreiben und andererseits durch den Bau von Windkraftanlagen im Moor dessen überragende Bedeutung für genau diesen Klimaschutz unterlaufen. „Das passt nicht zusammen.“ Das Moor sei ein immens wichtiger CO2-Speicher, betont Schmidt.

Tatsächlich spielen Moore eine große Rolle für das Klima. Sie speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem der Welt und bieten zudem vielen selten gewordenen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.

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Christoph Schmidt ist einer der drei Sprecher der Bürgerinitiative. Man wolle keine Konfrontation um jeden Preis, sondern eine tragfähige Lösung, sagt er | Foto: Lübbers

Hintergrund des Protests ist die aktuelle Standortpotenzialstudie für Windenergie in der Gemeinde Rastede, die sowohl vom Fach- als auch vom Verwaltungsausschuss verabschiedet wurde.

Viele Schritte zu gehen

Um bis 2040 klimaneutral zu sein, hat die Gemeinde Rastede noch viele Schritte zu gehen. Dazu gehört besonders die Gewinnung regenerativer Energien, wie Hannes Korte vom Planungsbüro Diekmann, Mosebach & Partner kürzlich im Klimaschutzausschuss erklärte. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromnutzung in Rastede beträgt zurzeit knapp 30 Prozent, davon entfallen lediglich 7,5 Prozent auf die Windkraft. Handlung ist geboten, zumal der Bund die Landkreise verpflichtet hat, eine bestimmte Flächenanzahl für die Windkraft bereitzuhalten. Zurzeit erreicht die Gemeinde mit ihren Bestandsflächen einen Beitragswert von 0,56 Prozent. Gebraucht werden bis zum Jahr 2032 aber 2,2 Prozent. Diese Auflage kann laut Korte erfüllt werden, wenn das Ipwegermoor als größte Potenzialfläche in die Suchräume aufgenommen wird.

Christoph Schmidt kennt diese Zahlen. Windkraftanlagen im Ipwegermoor aufzustellen, hält er dennoch für falsch. „Ein solcher Windpark wäre ein Riesending. Zu jedem Windrad gehört ja auch die entsprechende Infrastruktur, zum Beispiel Trassen für den Aufbau und die Wartung.“ Der sensible Lebensraum Moor wäre zutiefst gestört. Zudem fürchten er und seine Nachbarn um ihre Häuser. Auch ohne Windräder sei der Wasserspiegel bereits gesunken. „Mein Haus steht auf Holzpfählen. Wenn jetzt im Untergrund herumgerührt wird, dann geht das nicht gut.“

Ungeeignet für Windräder

Rund 30 Mitglieder hat die Bürgerinitiative. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Anwohner gegen Windparkpläne zur Wehr setzen. Bereits 2013 war das Ipwegermoor als Windkraftstandort im Gespräch. Das damals mit der Planung beauftragte NWP-Büro aus Oldenburg kam jedoch zu dem Schluss, dass die Moorflächen ungeeignet für die Aufstellung von Windrädern sind. Die BI kann nicht nachvollziehen, warum die ursprüngliche Expertise nun hinfällig ist. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung hat sie Einspruch erhoben. „Die Errichtung der Windenergieanlagen wird zum Absenken des Wasserspiegels führen, so dass das gespeicherte organische Material der Luft ausgesetzt ist“, heißt es darin. „Es kommt zu umfangreichen Oxidationsprozessen und zur unkontrollierten Freisetzung von Kohlendioxid in die Atmosphäre.“ Im Umkreis von hundert Metern um jedes einzelne Windrad würde eine unwiderrufliche Zersetzung des Moores beginnen und tonnenweise CO2 in die Umwelt emittiert werden. Auch würde eine relativ unberührte Landschaft in eine Industriefläche verwandelt.

Nabu als Partner

Die BI fordert die Gemeinde Rastede auf, den CO2-Ausstoß im Ipwegermoor durch Wiedervernässung einzuschränken und geeignete Standorte für Windenergie zu suchen. „Statt einen Riesenwindpark zu bauen, könnten viele kleinere Anlagen entstehen“, schlägt Christoph Schmidt vor. „Etwa dort, wo ohnehin schon in die Landschaft eingegriffen wurde, zum Beispiel entlang von Autobahnen oder in Industriegebieten.“

Der Moorschutz hat für die BI eine herausragende Bedeutung. In ihrer Stellungnahme weist sie auch darauf hin, dass sie einen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Prüfung der Bohlenwege im Ipwegermoor gestellt hat.