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Rassismus eine Absage erteilen

Die KGS Rastede gehört seit 20 Jahren zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Anlässlich dieses Jubiläums fand kürzlich ein Festakt in der Mehrzweckhalle Feldbreite statt. Am Montag startet außerdem eine Projektwoche zum Thema Rassismus.

Von Kathrin Janout

Mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler und knapp 200 Lehrkräfte versammelten sich Mitte Juni in der Mehrzweckhalle Feldbreite, um gemeinsam die 20-jährige Zugehörigkeit der Schule zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu feiern. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Arbeitsgemeinschaft „Für den Frieden“. Auch ehemalige Schulleiter und Lehrkräfte, ebenso wie Rastedes Bürgermeister Lars Krause und die Fraktionsvorsitzenden der im Gemeinderat vertretenen Parteien waren gekommen. Die AG-Mitglieder begrüßten außerdem Oswald Marschall, politischer Referent im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, der in einem Interview auf der Bühne über seine Erfahrungen mit dem Thema Rassismus sprach. Die neuen Patenorganisationen waren ebenfalls anwesend. Marina Imsiecke vertrat die Organisation „Seawatch“, Thomas Honesz die politische Bewegung „Seebrücke“.

Den Blick schärfen

2001 wurde die KGS Rastede als 54. Schule Teil des Netzwerks, heute zählen mehr als 3.600 Schulen dazu. Seit 20 Jahren prangt das Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an der Tür der KGS, die damit dem Rassismus unter diesem Dach eine Absage erteilt. „Das wollen wir heute gemeinsam feiern!“, freuten sich die Mitglieder der AG „Für den Frieden“. „Rassistische Einstellungen stellen eine Bedrohung für die freiheitliche, demokratische Grundordnung, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und das selbstbestimmte Leben von Minderheiten und damit für das Zusammenleben aller Menschen dar“, betonten die Sprecherinnen und Sprecher der AG. Deshalb wolle sich die Schülerschaft gemeinsam mit den Lehrkräften wehren „gegen die Dumpfheit des Rassismus“.

Das Schild an der Tür allein sorge aber noch nicht dafür, dass das Handeln stets frei von Diskriminierung oder von Geringschätzung des Gegenübers sei, betonte Schulleiterin Claudia Berger in ihrem Grußwort. „Tappen wir im sogenannten Alltagsrassismus nicht alle in Situationen, in denen wir Mitmenschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer sexuellen Orientierung bevorteilen oder benachteiligen?“, fragte Berger. Sie selbst zucke zusammen, wenn sie höre, dass eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern sich selbst als „Schwarzköpfe“ bezeichne oder wenn Begriffe wie „Schwuchtel“ fielen. Vermutlich solle man nicht jede Bezeichnung ernst nehmen oder überbewerten, so Berger weiter. „Aber wann ist es nur Geplänkel und wo beginnt es, rassistisch zu werden?“ Den Blick dafür zu schärfen, sei nun auch eine der zentralen Aufgaben der Projektwoche, die am Montag startet.

Im Schulalltag innehalten

Viel Lob gab es für die Arbeit der AG „Für den Frieden“: „Seit mehr als 20 Jahren arbeiteten Schülerinnen und Schüler kontinuierlich daran, auf Missstände hinzuweisen“, betonte Berger. „Es gelingt ihnen, Themen so aufzubereiten, dass es uns alle berührt und uns in unserem Schulalltag innehalten lässt.“ Das sei eine großartige Leistung, die zudem stets sehr fachkundig, sensibel und anspruchsvoll ausgeführt werde. „Ich weiß, dass ich im Namen der Schulgemeinschaft spreche, wenn ich Euch dafür besonders danke“, wandte sich Berger an die AG. Nicht zuletzt sei dies auch der Verdienst von Lehrer Michael Luttmer, „der unermüdlich und unbeirrt an dieser Thematik arbeitet und dem es immer wieder gelingt, Schülerinnen und Schüler dafür zu gewinnen, zu ermutigen und zu sensibilisieren.“

Schule habe den Auftrag, die Wahrnehmung von Vielfalt und den wertschätzenden Respekt für das Bunte, für das Anderssein in der Gesellschaft zu vermitteln, betonte Berger. Dies zeigten auch die bunten Plakate, die jede Klasse zu diesem Anlass gestaltet hatte, und die nun aufgehängt in einer langen Reihe einen Regenbogen bildeten. Und bunt sollte auch die Veranstaltung werden. Musikalisch waren Auftritte der deutsch-türkisch-italienischen Rap-Band „Microphone Mafia“ geplant, die aber kurz vor Beginn der Veranstaltung plötzlich ihre Teilnahme absagte. Spontan sorgten Lehrer Carsten Mönnich und Schülerin Maria Borchers für Musik während des Festakts. Einen großartigen Abschluss lieferte außerdem Schüler Justus Koch, der – ebenfalls spontan – am Keyboard ein „Liebeslied in allen Sprachen“ sang, das passender nicht hätte sein können und mit dem er die gesamte Halle mitriss.