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Das Meer gehört nicht der Regierung

Mit Lyrik und Prosa rund ums Meer meldet sich das Theater Orlando aus der Corona-Pause zurück

Von Britta Lübbers

Lange hatte das Theater Orlando pausieren müssen, jetzt ist es wieder da: zwar nicht mit einem Bühnenstück, aber mit einer charmanten Lesung im Park. „Ich zupfe an der Wolke und schaue aufs Meer“, heißt das poetische Programm im Palaisgarten, das so viel Zuspruch fand, dass sogar Extratermine anberaumt werden mussten. Das Konzept überzeugt. Sylvia Meining liest eine bunte Auswahl maritimer Texte, von traditionell bis zeitgenössisch, und Manuel Bunger serviert dazu den passenden Klang. Auch am vergangenen Wochenende fand die musikalische Lesung ein erfreutes Publikum.

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Poesie unter Pagoden: Zahlreiche Gäste genossen die maritime Lesung im Palaisgarten | Foto: Lübbers

Bei herrlichstem Sommerwetter entführten Meining und Bunger an die See – an die Nord- und Ostsee, den Atlantik, die Südsee und das Mittelmeer. Die Bandbreite des Gelesenen war gleichfalls groß. Meining zitierte Goethe und Virginia Woolf, Hilde Domin und Christine Busta, Günter Kunert, Katherine Mansfield und Sophia de Mello Breyer. Während sie Lyrik und Prosa vortrug – mal flüsternd, mal energisch – sorgte Bunger für den richtigen Sound. Sein Grundmotiv waren Flamenco-Klänge, die er vielfach variierte. Sparsam intonierte Gitarrenmelodien wurden von Rap-Tönen abgelöst, Meining rezitierte im Sprechgesang, Bunger fabrizierte heftiges Meeresrauschen. Da konnte man den Sturm herannahen hören und das Wellenklatschen ans Bullauge fast körperlich spüren.

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Meer-Bilder der Künstlerin Gabi Onnen verstärkten die maritime Stimmung an Land | Foto: Lübbers

Optisch flankiert wurde die akustische Meer-Präsentation durch Ölgemälde von Gabi Onnen. Großformatige Bilder zeigten die See in unterschiedlichen Aggregatzuständen, aufgeraut und schäumend, glatt und unbewegt.

Mehr als einmal gab es Szenenapplaus, auch für das Gedicht „Besitzverhältnis“ von Peter Schütt. Das Meer, so schreibt Schütt, gehöre nicht der Bundesregierung und nicht den Niederlanden. Es gehöre nicht Shell und nicht BP. Es gehöre einzig den Stinten und Stichlingen und überhaupt all seinen Bewohnern. „Ich plädiere entschieden dafür, an diesen Besitzverhältnissen nichts zu ändern.“

Der nächste Termin für die Lesung mit Musik ist Freitag, 2. Juli, ab 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15 Euro. Anmeldung unter Tel. 04402 / 598820 oder per E-Mail an info@theater-orlando.de [3].

Auch am Sonntag, 11. Juli, ist die Präsentation zu erleben. Dann treten Sylvia Meining und Manuel Bunger im Apfelgarten des Franz-Radziwill-Hauses in Dangast auf (www.radziwill.de). Beginn ist um 11.30 Uhr.