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Mit dem Zollstock nachmessen

Das Baugebiet im Göhlen war von den Gremien vor einem Jahr gemeinsam angestoßen worden, doch in den Beratungen traten dann deutliche Differenzen auf. Jetzt hat der Rat auf seiner Sitzung in Delfshausen mit den Stimmen der Mehrheitsgruppe dem XXL-Projekt endgültig den Weg geebnet.

Von Britta Lübbers

CDU und Grüne verabschiedeten sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch die Aufstellung des Bebauungsplans. Die Planfläche umfasst ein 16,2 Hektar großes Gebiet zwischen der Graf-von-Galen-Straße, dem Harry-Wilters-Ring, dem Koppelweg, dem Hasenbült und „Im Göhlen“. Für die Wohnbebauung (ca. 100 Bauplätze soll es geben) sind 9,7 Hektar vorgesehen, 6,5 Hektar sollen Grünland sein.

„Wir sind in der Pflicht, Wohngebiete auszuweisen und die Ortsentwicklung voranzutreiben“, sagte Torsten Wilters (CDU). Die SPD hatte bereits im Vorfeld die Verkehrsplanung kritisiert. Sie möchte das Gebiet zusätzlich über den Hasenbült ans Straßennetz anschließen. „Der Landkreis verneint dies ganz klar, das haben wir jetzt auch schriftlich“, erklärte Wilters. Er halte die Erschließung über den Göhlen, den Koppelweg und den Harry-Wilters-Ring für ausreichend.

Rüdiger Kramer (SPD) betonte nochmals, dass seine Fraktion die Verkehrsbelastung auf viele Schultern verteilen will. „Wenn der Landkreis meint, für den Hasenbült sei ein Planfeststellungsverfahren erforderlich, dann wollen wir genau dieses Verfahren, denn es geht um die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer.“

Dirk Bakenhus (UWG) lehnte das Baugebiet ab, weil es sich um ein Feuchtgebiet handelt, das für die Errichtung von Häusern nur unzureichend geeignet sei. Außerdem monierte er die unklaren Folgekosten und sprach sich für eine insgesamt langsamere Wohnbauentwicklung aus. Die Verkehrsplanung bezeichnete er als katastrophal.

Gerd Langhorst (Grüne) erklärte, ihn überzeugten die Gegenargumente nicht. „9,7 Hektar Grundbaufläche sollen sukzessive entwickelt werden. Das ist unser Hauptangebot.“ Verglichen mit der Bauplanung in den Jahren 2011 bis 2016 habe sich die Entwicklung bereits verlangsamt. Bis 2021 seien keine größeren Projekte mehr geplant. Die Ausgleichsflächen im Göhlen seien zudem hochwertig. „Sie liegen direkt am Wohngebiet, also dort, wo sie verbraucht werden.“

Evelyn Fisbeck (FDP) führte an, dass der Staat immer häufiger in die Privatsphäre der Bürger eingreife. „Und nun setzt die Gemeinde mit ihrer Gestaltungssatzung noch einen drauf.“ Der B-Plan sei gekennzeichnet von Regulierungswut. „Da werden Grundstücke in Quartiere eingeteilt, Staffelgeschosse verboten, die Klinkerfarbe und die Art der Dächer vorgegeben.“ Auch Auflagen für Gärten lehnt Fisbeck ab. „Die Vorgartengestaltung ist eine Frage des Geschmacks, da hat sich die Politik rauszuhalten.“ Zudem stelle sich ihr die Frage, wer die Vorgaben kontrolliert. Jemand von der Verwaltung müsste mit dem Zollstock nachmessen, ob die Hecke die vorgeschriebene Höhe nicht überschreitet. „Wir brauchen keine Wohngebiete, die alle gleich aussehen und jede Individualität unterdrücken“, sagte sie.

Silke Köhler (Linke) fehlten Auflagen zum sozialen und barrierefreien Wohnraum. Die Verkehrssituation sieht sie ebenfalls kritisch. Auch gab sie zu bedenken, dass das Baugebiet in der Bevölkerung umstritten ist.

„Wir haben das Gebiet gemeinsam vorangebracht und waren zusammen auf einem guten Weg“, erinnerte Susanne Lamers (CDU). Sie bedauerte es, „dass wir jetzt so zerstritten sind“.

„Wir sind nur mit der Erschließung nicht einverstanden“, erwiderte Rüdiger Kramer. „Aber wenn die nicht passt, ist die ganze Planung Mist.“