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Weltpremiere und „Jungfernflug“ im Mühlenhof

„August(e) störmt dat Olenhuus“: Die Plattdeutsche Erstaufführung der Späälkoppel Rastede ist ein großartiger Spaß

Von Ursula von Malleck

Aufgeregt waren alle Akteure und helfenden Mitglieder der Rasteder Späälkoppel nicht nur, weil an diesem Sonntagnachmittag die plattdeutsche Erstaufführung „August(e) störmt dat Olenhuus“ von Jürgen Seifert bevorstand, sondern auch, weil die Spielstätte im Mühlenhof völlig neu für sie war. Nach 60 Jahren mussten sie Ende letzten Jahres die Bühne im „Hof von Oldenburg“ aufgeben und standen am Premierenabend nun das erste Mal auf den gemieteten Brettern im Mühlenhof. Umkleideräume, Beleuchtung etc., alles musste neu geschaffen und auf kleinstem Raum untergebracht werden, und zwar so, dass es nach Ende der Spielzeit wieder abgebaut werden kann. Nur der Theatervorhang blieb der alte, und er passte perfekt. Die hochlehnigen Binsenstühle sind jetzt mit erwartungsvollen Theaterbesuchern dicht besetzt. Es kann losgehen mit der „Weltpremiere“ des Stücks und dem „Jungfernflug“ auf dem Theaterboden.

Großer Schrecken herrscht im Altenheim „Sonnenuntergang“. Es ist ein Schreibfehler passiert. Der neue Mitbewohner, der bei Otto Schaaf (Bernd Evers) im einzigen freien Bett des Heims einziehen soll, ist eine Frau – nicht August, sondern Auguste Prödel (Ingeborg Kohn). „Wir verkaufen den beiden die Sache einfach als neues Regierungsexperiment, für das sie ausgewählt wurden“, meint Dr. Helmut Schmalstich (Peter Icken) zu seiner Pflegedienstleiterin Monika Singer (Tanja Bruns). Zu dumm nur, dass die neugierige Reinigungskraft Eische mitgehört und nichts Besseres zu tun hat, als ihrer Busenfreundin, der Heimbewohnerin Helga Krawuttke (Hildegard Kröger), von dem Experiment zu erzählen. Die hat schon seit Jahren ein Auge auf Opa Otto geworfen und will umgehend bei ihm einziehen, da sie ja schließlich die älteren Rechte hat. Nur mit großer Mühe kann sie von Arzt und Pflegerin einschließlich ihrer Habe zurück in ihr Zimmer geschoben werden. Als die neue Mitbewohnerin zusammen mit ihrer Tochter, der Stewardess Bärbel Solei-Prödel, (Astrid Schneider) von dem „Regierungsexperiment“ erfährt, ist Auguste Prödel gar nicht so abgeneigt, wie man dachte – und die in Scheidung lebende Tochter Bärbel flirtet heftig mit dem jungen Arzt. Dies wiederum gefällt Pflegedienstleiterin Monika gar nicht, die mit dem Mediziner liiert ist. Leider sind Auguste und Otto beides Sturköppe. Das heimliche Gläschen Schnaps abends versöhnt die beiden Zimmergefährten zwar immer kurzfristig, doch stets entflammt neuer Krieg um Kleinigkeiten, an dem auch die eifersüchtige Krawuttke mit Eisches Unterstützung kräftig mitwirkt. Verzweifelt versuchen Arzt und Pflegedienstleiterin immer wieder zu schlichten – es geht ja schließlich um viel. Deshalb hält Helmut Schmalstich auch bei den fast unerträglichen Avancen von Stewardess Bärbel nicht nur still, sondern forciert sie auch noch. Der Knoten platzt, als die Machenschaften von Krawuttke und Eische auffliegen, Bärbel wieder auf Reisen gehen muss und Otto und Auguste feststellen, dass sie früher ein „Fast-Liebespaar“ waren, dass sich aus den Augen verloren hatte. „August(e) störmt dat Olenhuus“ ist ein herrlicher Spaß, bei dem alle Schauspieler ihre Rollen voll ausspielen – witzig, professionell und absolut glaubhaft. Die meisten Lacher und den intensivsten Zwischenapplaus erntete Sabine Richter als Eische für ihre großartige Komik.

Weitere Aufführungstermine: 8., 10., 15., 22. und 24. November jeweils 20 Uhr, am 19. November um 16 Uhr.