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Keine neue Orgel für die St.-Ulrichs-Kirche

Der Gemeindekirchenrat hat sich gegen eine Neuanschaffung und für die Reparatur der Orgel in der evangelischen Kirche entschieden. Kantorin Mareike Weuda kann das Votum verstehen, hätte sich jedoch eine andere Lösung gewünscht. Mit einer neuen Orgel hätte die Kirchengemeinde neue Möglichkeiten erhalten, sagt sie.

Von Britta Lübbers

Das Thema ist seit Jahren virulent: Die Orgel in der St.-Ulrichs-Kirche ist in die Jahre gekommen und hat den Alterungsprozess nicht gut überstanden. Das rund 50 Jahre alte Instrument hat Schimmel in den Pfeifen und Staub in den Hohlkörpern. Die Elektrik ist noch aus den 1970er Jahren und damit veraltet. „Da gibt es heute ganz andere Standards“, erklärt die Kantorin und studierte Kirchenmusikerin Mareike Weuda. Der lederne Blasebalg ist porös und muss dringend erneuert werden. Im Frühjahr hat die Sachverständige Natalia Grozdkova die Orgel auf Herz und Nieren geprüft und dann eine umfangreiche Expertise mit allen Mängeln verfasst. Zwei Möglichkeiten stellte das Gutachten zur Wahl: eine Reparatur oder die Anschaffung einer neuen Orgel. Die Wiederherstellung ist für rund 80 000 Euro zu haben, eine neue Orgel würde zwischen 400 000 und 500 000 Euro kosten. Der Gemeindekirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rastede entschied sich für die kostengünstigere Variante. Mareike Weuda hätte, daraus macht sie keinen Hehl, eine neue Orgel bevorzugt. Was auch daran liegt, dass das Instrument lediglich zwecktauglich ist. Als Kirchenmusikerin bleibt sie mit dieser Orgel unter ihren Möglichkeiten.

„Natürlich ist das eine Kostenfrage und ich kann die Entscheidung nachvollziehen“, betont die Kantorin. Anderseits sind durch Spenden für die Orgel rund 200 000 Euro zusammengekommen, davon allein 120 000 durch einen anonymen Einzelspender. Und die Orgelsachverständige habe darauf hingewiesen, dass eine Kirchengemeinde, die sich eine hauptamtliche Kirchenmusikerin leistet, mit einem besseren Instrument zugleich eine größere Vielfalt erworben hätte, das Instrument zu nutzen, so Weuda. Ein bisschen wehmütig schaut sie nach Wiefelstede, wo die Kirchengemeinde ihre sehr alte Orgel (von 1731) für 600 000 Euro hat aufwändig restaurieren lassen. „Es gibt dort wunderbare Orgelkonzerte zu erleben, die Kirche ist voll“, sagt sie. Wundervolle Orgelmusik wird es in Rastede aber wohl auch künftig nicht geben, obwohl eine hochwertigere Orgel doch sehr gut zur Marke Residenzort passen würde, glaubt die Kantorin. Andererseits hat sich die Kirchengemeinde offen gelassen hat, vielleicht doch noch ein neues Instrument anzuschaffen. Aber erst will man es mit dem wieder in Schuss gebrachten versuchen.

Auch wenn sie sich ein anderes Ergebnis gewünscht hat, ist Mareike Weuda froh, dass jetzt die dringenden Probleme in Angriff genommen werden. Zurzeit misst ein spezielles Gerät die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in der Kirche. So will man feststellen, wieso sich in der Orgel Schimmel gebildet hat. Die Arbeiten selbst werden ausgeschrieben, mehrere Orgelbauer werden sich das Instrument ansehen und ihr Angebot abgeben. Die Reparatur wird wohl noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, glaubt Weuda. Während die Orgel nicht bespielbar ist, wird sie ihr E-Piano nutzen, das für moderne Kirchenlieder ohnehin regelmäßig zum Einsatz kommt.