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Der Golfspieler in Dantes Höllenfahrt

Versiert, pointiert, hochaktuell: Hartmut R. Berlinicke bezieht Stellung. „Berlinickes Ansichtssachen“ ist die Ausstellung mit Arbeiten des Wildeshauser Künstlers überschrieben, die heute im Palais Rastede eröffnet wurde und noch bis zum 12. März zu sehen ist.

Von Britta Lübbers

Hartmut R. Berlinicke hat sich der Druckgrafik verschrieben, und die beherrscht er perfekt. Der Autodidakt ist studierter Religionspädagoge und Kulturwissenschaftler, da liegt es auf der Hand, dass er Standpunkte vertritt. Der gebürtige Berliner tut dies unaufgeregt und mit Hintersinn. Seine Bilder lohnen das längere Betrachten. Auf keinen Fall darf man versäumen, die kleinen Texte zum jeweiligen Werk zu lesen. Erst durch diese Lektüre erschließt sich das Dargestellte ganz.

„Der Tod und das Mädchen“ heißt ein Objekt, das sofort ins Auge fällt. Berlinicke hat eine Lazaretttrage aus dem Zweiten Weltkrieg mit einer Marmorplatte versehen und in die Platte einen Frauenkörper geätzt. 1996 hatte er die Trage gestaltet, seitdem wurde sie zum Volkstrauertag an unterschiedlichen Mahnmalen in der Region aufgestellt. „Dort wird immer nur der Männer gedacht. Mit dieser Arbeit möchte ich darauf hinweisen, dass Frauen die vergessenen Kriegsopfer sind“, sagte er auf Nachfrage. Doch der 1942 geborene Künstler kann auch witzig. „Vision oft he last tee“ zeigt die Silhouette eines Golfspielers vor einem brennenden Sonnenball. Hier hat Berlinicke die Konzentration beim letzten Einlochen mit der „Höllenfahrt Dantes“ verglichen.

Wer so viel Subtext mitliefert, sollte auf der Vernissage am besten selbst zu Wort kommen. Und tatsächlich standen sich zur Ausstellungseröffnung Dr. Claudia Thoben und Hartmut Berlinicke an einem kleinen Stehtisch gegenüber und unterhielten sich.

1968 war Berlinicke ins Oldenburger Land gezogen. Zuvor hatte er als Leiter eines Heims für Fürsorgezöglinge gearbeitet. „Danach habe ich die Lehrerstelle in Wildeshausen gerne angenommen“, erklärte er. Der Religionspädagoge brachte sich das Drucken bei und eröffnete mit seiner Frau eine Galerie, die ein anhaltender Erfolg wurde.

Weil er gut ist, wurde auch der Künstlersonderbund Deutschland auf ihn aufmerksam und trug ihm die Mitgliedschaft an. Kunst ohne politischen Bezug, ohne moralische oder religiöse Standortbestimmung ist für ihn nicht glaubwürdig. „Meine Bilder entstehen als formaler Protest oder als Tröstung“, lautet sein Credo.

Lesen Sie die ausführliche Besprechung in der nächsten rasteder rundschau.