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Hohe Ehrung für überaus engagierte Kulturbotschafterin

Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens wurde heute die Leiterin des Rasteder Gemeindearchivs, Margarethe Pauly, geehrt. Landrat Jörg Bensberg, der die Auszeichnung überreichte, würdigte Pauly als überragende Regionalhistorikerin.

Von Britta Lübbers

Zahlreiche Gäste waren zur Feierstunde ins Palais Rastede gekommen, darunter Huno und Felicitas, Herzog und Herzogin von Oldenburg. „Ich muss Sie den Rastedern nicht vorstellen, das würde bedeuten, Torf ins Moor zu tragen“, wandte sich der Landrat an Margarethe Pauly. Die 1938 geborene Rastederin stammt aus einer Familie, die hier seit dem Mittelalter ansässig ist. Sie studierte Geschichte an der Pädagogischen Hochschule in Oldenburg und ging 1970 für fünf Jahre an eine deutsche Auslandsschule nach Chile. Hier erlebte sie den blutigen Militärputsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende, kümmerte sich um politische Gefangene und begleitete Hilfs- und Entwicklungsprojekte. 1975 kehrte sie in ihre Heimat zurück und begann parallel zum Schuldienst ein Studium zur Realschullehrerin für Geschichte und Geographie. „Sie sind außerordentlich gebildet und belesen und kennen mit Sicherheit die Worte von Plinius dem Jüngeren: Es ist eine Schande in der Heimat zu leben und sie nicht zu kennen“, sagte Bensberg.

Margarethe Pauly engagierte sich im Rasteder Gemeindearchiv und übernahm dessen Leitung. Ihrem Einsatz sei es zu verdanken, dass das Archiv zu einer wichtigen Kultureinrichtung für das gesamte Oldenburger Land geworden ist, erklärte der Landrat. Als Beispiele von Paulys Wirken nannte er die sehr gut besuchte Ausstellung über Amalie, Herzogin von Oldenburg und Königin von Griechenland. Im Rasteder Archivboten, aber auch im Oldenburger Jahrbuch sowie in Veröffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft mache Pauly Rasteder Geschichte nachvollziehbar. „Mit Augenmaß, enormer Sachkenntnis, Forschungsakribie, bemerkenswertem Spürsinn und grenzlosem Engagement haben Sie sich für die kulturelle Identität des Oldenburger Landes eingesetzt“, lobte Bensberg Margarethe Paulys Beitrag zur Heimatpflege.

Bürgermeister Dieter von Essen unterstrich, wie sehr die Gemeinde vom Sachverstand Paulys profitiere. Noch während sie beruflich voll eingespannt war, habe sie Erstaunliches zur Erweiterung des Gemeindearchivs geleistet, das kaum eine Antwort schuldig bleibe. Dank Pauly Wirken „mussten ganze Kapitel einschlägiger Literatur, zum Beispiel über das Rasteder Schloss, das Palais und den Park ergänzt bzw. neu geschrieben werden“, sagte von Essen.

Sie habe sich zwar schon als Schulmädchen für große Geschichte begeistert, an Lokalhistorie aber sei sie zunächst nicht interessiert gewesen, bekannte Margarethe Pauly in ihrer Dankesrede. Die hiesige Landschaft fand sie gar eintönig. In Chile habe sie dann alles erlebt, was ihr zu Hause fehlte: Berge und Vulkanausbrüche, exotische Tiere – eine aufregende, fremde Welt. „Aber als ich wieder zurückkam, habe ich Rastede mit anderen Augen gesehen.“ Es sei ihr bewusst geworden, welche bedeutende Rolle das Haus Oldenburg in Europas Historie spielt. „In Rastede spiegelt sich die große Geschichte.“ Auch das bäuerliche Leben sei spannend, sagte die Geehrte, die sich bei ihren Recherchen nicht selten wie eine Kriminalistin fühlt. „Geschichte ist geschehenes Menschenleben.“

Doch Margarethe Pauly versteht sich nicht nur als Forscherin und Archivarin, sie ist auch fest in der Gegenwart verwurzelt. So warnte sie davor, die Marke „Residenzort“ nur zu Marketingzwecken zu benutzen. „Zu einer Sommerresidenz gehört Grün, gehören Gärten und Parks, die erhalten bleiben müssen.“

Solange sie es könne, werde sie weitermachen, erklärte Margarethe Pauly abschließend und forderte die Gemeinde zugleich auf, „sich rechtzeitig um eine Nachfolge für das Archiv zu kümmern“.