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Abstrakte Cello-Töne bringen das Verborgene ans Licht

Performance von Willem Schulz zur Emil-Schumacher-Ausstellung im Palais

Von Ursula von Malleck

Welche Töne, welche atypischen Klänge man mit einem Cello erzeugen kann, erlebten die Zuhörer in der Performance von Willem Schulz, in der er sich mit seinem Cello der Kunst Emil Schumachers annäherte. Als Lauscher und Seher wurden die Anwesenden in den Gefühlsprozess hineingezogen, den Schulz beim Betrachten von Schumachers Kunst durchlebt hat. Die Töne und Geräusche, die der Cellist mit allen Teilen seines Instruments erzeugt, gehen weit über das hinaus, was landläufig unter „Musik“ verstanden wird. Wie abstrakte Malerei ist das zu Hörende ganz pur, trifft ins Zentrum, legt das Verborgene bloß und offenbart das Wesentliche. Auf diese Weise ermöglichte Schulz jedem, der sich auf diese Gefühlsreise einließ, einen tiefen und oft neuen Zugang zum Werk Emil Schumachers.

Zur Einstimmung lauschten die Zuhörer vor den Säulen des Palais klassischen Cello-Klängen, die aus der Ferne ans Ohr drangen. Dann zeigte sich der Meister. Er schritt würdevoll, sein Instrument geschultert, auf die große Grünfläche, strich mit dem Bogen die Saiten und drehte sich dabei immer wieder um die eigene Achse, so dass die verwirbelten Töne sphärisch entrückt klangen.

Nach einer kurzen Einführung bewegte sich die kleine Prozession mucksmäuschenstill zu jenen Werken Schumachers, mit denen Schulz in musikalischen Dialog trat: Mal war die Tonsprache abgehackt, kratzig und sperrig, dann wieder voller Traurigkeit und Sehnsucht. Jedes Bild, und auch die von Schumacher künstlerisch gestaltete Geschichte der Genesis, wurden durch die Tonfolgen und Geräusche lebendig. Am meisten beeindruckte wohl der Vortrag zwischen dem Bleibild und dem Titelbild der Ausstellung. Mit dem Rücken zum Publikum erzeugte das Cello bohrende, fordernde Basstöne, die in einem furiosen Crescendo fast bis zur Unerträglichkeit anschwollen, um dann abrupt zu enden. „Ich will in die Tiefe, durch das Material hindurch“, so hatte Emil Schumacher sein Ziel benannt. So hat es auch Willem Schulz ausgedrückt.