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Vom Seminar-Hotel bis zum „Park der Worte“

Rund 150 Besucher kamen gestern in die Neue Aula, um sich die Pläne für die weitere Nutzung des Sportplatzareals an der Mühlenstraße vorstellen zu lassen. Ihnen wurden innovative Vorschläge präsentiert, vom Aussichtsturm bis zum verdeckten Hallenbad.

Von Britta Lübbers

Die drei beauftragten Oldenburger Planungsbüros – NWP, Selugga & Selugga sowie Droste, Droste & Urban – sollten je zwei Entwürfe für das in zwei Bereiche gegliederte Plangebiet vorlegen. Der Bereich 1 umfasst die Sportanlage, das Freibadgelände, die Klostermühle, den Mühlenhof, die Tennisanlage sowie die Parkplätze beim Turnplatz und beim Ellernteich. Der Bereich 2 bezieht sich auf den Kindergarten an der Mühlenstraße und die Parkplätze an der Eichendorffstraße. Hier kann sich die Gemeinde eine Verlegung des Kindergartens, des Blockkraftheizwerks und der Wohnmobilplätze vorstellen, ebenso wie – unter dem Gesichtspunkt der Refinanzierung – die Schaffung hochwertiger Wohnquartiere. „Die Planungsbüros wurden zudem aufgefordert, möglichst weiträumig zu denken und nicht nur eindimensional auf das Gebiet zu schauen“, sagte Bürgermeister Dieter von Essen in seiner Begrüßung.

Moderator des Abends war der Vorstand der Raiffeisenbank Rastede, Siegfried Chmielewski, der einmal kurz aus seiner neutralen Rolle ausstieg und den Gästen eine Verbindung aus Frei- und Hallenbad nahebrachte. „Wenn Sie die Vorschläge für das Freibad bewerten, erwägen Sie das Kombi-Bad. Das sage ich als Kaufmann.“ Die Entscheidung darüber, welcher Plan umgesetzt wird und welches Büro den Zuschlag erhält, wird erst im kommenden Jahr fallen. „Vielleicht werden die Vorschläge auch zu einem neuen Konzept zusammengesetzt“, sagte Chmielewski.

Für das NWP-Büro ist „das Gestaltungselement Wasser“ von großer Bedeutung, wie Vera Leo-Straßer erklärte. Durch eine Erweiterung des Ellernteichs möchte NWP neue Sichtachsen herstellen und dabei auf Zäune und Mauern zur Abgrenzung verzichten. Im ersten Entwurf bleibt das „charmante Freibad“ erhalten und wird durch ein Hallenspaßbad mit Gastronomie ergänzt. Auch im zweiten Vorschlag gibt es das Freibad, aber kein Hallenbad mehr. Stattdessen soll ein Vier-Sterne-Hotel mit Wellnessbereich errichtet werden, das die Schwerpunkte „Kunst, Kultur und Bildung“ hat. Sonnenterrasse und Restaurant wären von außen nutzbar. „So bekommen wir ein interessantes Wechselspiel zwischen Gebäude und Wasser“, sagte Leo-Straßer. Falls das Freibad doch nicht erhalten wird, kann sich NWP eine Kombination aus Seminar-Hotel und multifunktionalem Platz bei der Klostermühle vorstellen. Im Bereich des Kindergartens könnte ein Mehrgenerationenhaus entstehen.

Dr. Malte Selugga erläuterte zunächst seine Bestandsanalyse von Rastede. „Das Zentrum ist ruhig, diese Ruhe soll nicht zerstört werden“, sagte er. Mit einem Kombi-Bad aber würde nicht nur der Verkehr deutlich steigen, auch die „für Rastede typische Balance“ würde ausgehebelt. Daher sieht der erste Entwurf vor, das Hallenbad im Palaisgarten zu lassen. Statt Areale für Parkplätze zu versiegeln, schlug Selugga vor, mehr Shuttle anzubieten. „Wir glauben nicht an große Parkplatzflächen“, sagte er. Das Freibad würde erhalten und saniert, der Kindergarten bliebe im Planbereich, würde aber auf der südlichen Seite angesiedelt. Im Norden strebt Selugga eine moderate Wohnbebauung an. Der Kindergarten sollte Teil eines Mehrgenerationenhauses werden, in das auch das Jugendzentrum einziehen kann. In der zweiten Version wird das Freibad aufgegeben, da die Gemeinde über ausreichend gute Bademöglichkeiten verfüge. Hier wäre nun Platz für einen „Park der Worte“ mit einem Turm als Aussichtsplattform. Eine Wiese würde durch in den Boden eingelassene Gedichte strukturiert. „Wir möchten dem Park seine alte Größe wiedergeben“, fasste Malte Selugga die Ideen zusammen.

Für Prof. Dr. Volker Droste war klar: „Das Freibad ist klasse und muss bleiben“, – eine Vortragseröffnung, für die er spontanen Beifall erhielt.

Droste lobte den Schlosspark als „herausragendes Kunstwerk“, das in einer Reihe mit Sanssouci in Potsdam stehe. Der Sportplatz würde bei ihm nicht bebaut, die alten Sichtachsen wieder hergestellt. „Das Hallenbad muss aus dem Palaisgarten raus“, sagte er. Das neue Hallenbad würde auf dem Sportplatzgelände errichtet und zwar so, dass es optisch nicht dominiert, sondern unter einem Grasdach liegt. Vor dem Mühlenhof soll ein Multifunktionsplatz entstehen. Der Mühlenbach würde über die Platzfläche geführt, alle Bäume an der Mühlenstraße blieben erhalten.

Die vorgestellten Pläne werden von der Verwaltung zum Downloaden online gestellt (www.rastede.de) und können von den Bürgern durch eigene Vorschläge ersetzt oder ergänzt werden. Abgabeschluss ist der 30. Juni. Die Auswertung der Ideen wird bis in den Herbst hinein dauern. Im November wird sich der neue Rat mit den Entwürfen auseinandersetzen. „Hier wird auch die Entscheidung darüber getroffen, was realisierbar und bezahlbar ist“, erklärt Dieter von Essen.