- Rasteder Rundschau - https://www.rasteder-rundschau.de -

Wie Medien Angst vor dem Fremden schüren

An der KGS läuft zurzeit das Kino-Filmseminar. Gezeigt werden die Propaganda-Streifen der Nazis „Hitlerjunge Quex“ und „Jud Süß“. Über den aktuellen Bezug sprechen die Schüler mit Filmkritiker und Medienpädagoge Michael Kleinschmidt.

Von Kathrin Janout

Eingängige Musik, bewusst gewählte Bildeinstellungen, Stereotypen: Mit welchen Mitteln Filmemacher den Zuschauer in seiner Meinung beeinflussen können, lernten Mittelstufenschüler der Kooperativen Gesamtschule heute Vormittag in einem Kino-Seminar. Gezeigt wurde „Hitlerjunge Quex“, ein Propaganda-Film der Nationalsozialisten aus dem Jahr 1933. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung hatte den sogenannten Vorbehaltsfilm für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt. Medienpädagoge Michael Kleinschmidt vom Institut für Kino- und Filmkultur begleitete die Jugendlichen bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem 83-Jahre alten Streifen, dessen stilistische Mittel auch heute noch bei der bildlichen Darstellung verwendet werden.
Ein Transfer in die Gegenwart sei an vielen Stellen möglich, so Kleinschmidt. Beispielsweise bei der Berichterstattung über die aktuelle Flüchtlingssituation erkenne man die medialen Mittel wieder. „Ich bin teilweise fassungslos wie die Mechanismen genutzt werden, sagt er. Wenn die Kamera beispielsweise die Flüchtlingsreihen entlangschwenke, so dass der Eindruck einer großen Zahl von Menschen entstehe. Man spricht von Flüchtlings-„Flut“. Die Wortwahl sei entscheidend, erklärt Kleinschmidt. Oft werden Stereotype verwendet: „Die Flüchtlinge“ beispielsweise. Dazu die Darstellung des äußeren Erscheinungsbilds. „Alles zusammen schürt die Angst vor dem Fremden“, weiß Kleinschmidt, egal ob bewusst eingesetzt oder unbewusst.
Das Gesehene müsse stets hinterfragt werden, betont auch Thorsten Meyer, Fachbereichsleiter Sozialwissenschaften, der die Veranstaltung organisiert hat. „Mit dem Kino-Seminar sollen die Schüler auf die Möglichkeiten der Beeinflussung aufmerksam gemacht werden“.
Auch am Freitag geht das Seminar weiter. In diesem Jahr gibt es aufgrund der großen Nachfrage aus dem Lehrerkollegium sogar drei anstatt der üblichen zwei Vorstellungen. „Das freut uns natürlich“, sagt Thorsten Meyer. „Vielleicht wird es künftig immer so sein.“