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Abschied vom Übervater

Walter Kohl liest am Freitag im Hof von Oldenburg aus seinen Büchern vor. Der Sohn des Ex-Kanzlers Helmut Kohl hat sich aus seiner Depression befreit und ist als Bestseller-Autor auf Erfolgskurs.

Von Britta Lübbers

Eigentlich sollte er schon im Januar nach Rastede kommen, doch der Termin musste verschoben werden. Jetzt liest Walter Kohl am Freitag, 20. März, aus seinen Büchern vor. Da die KGS-Aula besetzt ist, wurde der Auftritt in den Hof von Oldenburg verlegt. Beginn ist um 20 Uhr. „Es gibt noch Karten“, sagt Tanja Witt vom Veranstalter PromEvent.

Walter Kohl ist aus dem mächtigen Schatten seines Vaters herausgetreten und hat eine eigene Stimme gefunden, eine sanfte. Mit seinen Büchern „Leben was du fühlst“ und „Leben oder gelebt werden“ schrieb er sich in die Bestsellerlisten und wurde zum gern gesehenen Gast in Talkshows. „Kraftquelle innerer Frieden – Ein Abend mit Walter Kohl“ ist die Veranstaltung in Rastede überschrieben.

In seinem ersten Buch hat Walter Kohl seine Kindheit als eine Zwangsjacke geschildert, eingeschnürt sei er gewesen zwischen dem dominanten, autoritären Vater, der oft allein gelassenen Mutter, abgeschirmt von Sicherheitsbeamten, auf dem Schulhof gemobbt von Schülern, deren Eltern Helmut Kohl politisch ablehnten. Kontrolle, Tadel, Anmaßung habe er viel erlebt, Anerkennung – gerade auch vom Vater – eher nicht erhalten. Als erwachsener Mann fällt Walter Kohl (der seinem Vater äußerlich sehr ähnelt, aber als ganz anderer Typ herüberkommt: feinfühlig und freundlich) in tiefe Depressionen. Er habe nicht gelebt, er sei gelebt worden, wird ihm in der Psychiatrie klar. Er entscheidet sich gegen den Suizid und für die Befreiung, schreibt seine Geschichte auf und wird von jenen Feuilletons hofiert, die seinen Vater einst mit Genuss karikierten. „Ich habe mich aus der Rolle des ewigen Sohnes befreit“, sagt Walter Kohl heute.

Vor einigen Jahren gründete er ein „Institut für eigene Lebensgestaltung“. Seither beschäftigt er sich mit dem Thema Versöhnung. Er trage seinem Vater nichts nach, betont er – während Helmut Kohl kürzlich in einem Interview mit der Zeitschrift Stern erklärt hatte, das Verhältnis zu seinen Söhnen sei sehr schlecht und er wolle keinen Kontakt.

Walter Kohl wird im Anschluss an die Lesung mit den Gästen diskutieren.

Karten gibt es u.a. bei den Nordwest-Ticket-Vorverkaufsstellen und unter Tel. 04 21 / 363636.