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Damit Fremde nicht fremd bleiben

Der Deutsch-Ausländische Freundschaftsverein (DAF) und die Gemeinde Rastede hatten um Mithilfe bei der Unterstützung von Flüchtlingen gebeten, die Resonanz war riesig: Knapp 80 Bürgerinnen und Bürger waren am Mittwochabend in den Ratssaal gekommen. In unterschiedlichen Gruppen wollen sie künftig aktiv werden.

Von Britta Lübbers

Der Raum war übervoll und immer noch wurden Stühle hereingetragen. „Super“, sagte Bürgermeister Dieter von Essen, als er den Sitzungssaal betrat. „Ich habe nicht gedacht, dass so viele hier sein würden.“ Auch Rastedes Frauenbeauftragte Hanna Binnewies und Sozialamtsleiter Fritz Sundermann zeigten sich hoch erfreut über den Zuspruch.
Zu Beginn nannte Sundermann Zahlen und Fakten zum Thema. „Die Kommunen sind nicht für die Asylverfahren zuständig“, stellte er klar. „Aber wir kümmern uns um die Unterbringung.“ Von den rund 21 000 Rasteder Bürgerinnen und Bürgern haben 706 Personen eine ausländische Staatszugehörigkeit, 108 von ihnen sind Flüchtlinge. „Das sind 0,6 Prozent der Gesamtbürgerzahl“, so Sundermann. „78 Personen werden uns neu zugewiesen.“ Sie kommen u.a. aus der russischen Föderation, dem Irak, Syrien und dem Kosovo. Die Gemeinde achtet bei der Unterbringung darauf, Familienverbände zusammenzuhalten. „Wir statten die Wohnungen bezugsfertig aus, vom Bettbezug bis zum Teelöffel“, erklärte Sundermann. Außerdem bietet die Gemeinde gemeinsam mit dem Landkreis Deutschkurse an. „Dies ist ein freiwilliges Angebot“, machte Sundermann deutlich. „Integration erfolgt über die Sprache.“ Und über Kontakte zu Einheimischen, wie Andrea von Schele, zweite DAF-Vorsitzende ergänzte. „Die Menschen haben zwei Stunden am Tag ihren Deutschkurs und 22 Stunden Zeit zum Grübeln“, sagte sie. Hier setze ihre Arbeit an. „In Westerstede gibt es Integrationslotsen. Ich sage: Wir brauchen Nachbarn.“ Die beste Hilfe zur Teilhabe sei, die Menschen niedrigschwellig zu unterstützen. Das könne die Begleitung zum Wochenmarkt sein, Hilfe beim Arztbesuch, ein Spielnachmittag oder auch nur ein Gespräch. „Die Menschen kommen, um zu bleiben. Sie haben Kriege erlebt, sie sind traumatisiert. Zugleich wollen sie neu anfangen, 90 Prozent von ihnen möchten arbeiten“, umriss von Schele die Situation. Die Flüchtlinge wollten die fremde Sprache lernen und ihre neue Heimat verstehen, dabei brauchten sie Hilfe. In Rastede werden sie diese bekommen. „Hier gibt es eine Willkommenskultur“, lobte Andrea von Schele, die aus Rumänien stammt und „also selbst einen Migrationshintergrund hat“, wie sie sagt.
Wichtig sind geeignete Räume für zwanglose Begegnungen. Fritz Schröder, Leiter der AWO-Wohnanlage am Mühlenhof bot an, das AWO-Café zur Verfügung zu stellen; Sabine Aden hat Platz beim DRK und Dirk Hillmer vom VfL Rastede erklärte, der Verein habe Räume und freie Sportangebote.
Nach kurzer Beratung wurden zunächst fünf Gruppen gebildet, in denen sich die Helferinnen und Helfer engagieren können: Lesegruppe, Frauencafé, Sportangebote, Fahrradgruppe und Besuchsdienst. Interessierte trugen sich auf Listen ein und sind auf diese Weise vernetzt. Das nächste Treffen findet in zwei Wochen in der AWO statt, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Andrea von Schele ist sich sicher: „Nicht nur die Flüchtlinge werden von den Begegnungen profitieren. Sie alle werden sehen, dass Sie durch diese Kontakte reicher werden.“